
Ortsgemeinde Amden (SG) – 2006
Veränderungen als Chance für den Wald
Die Ortsgemeinde Amden ist die Trägerin des zwanzigsten Binding Waldpreises. Das Jahresthema “Veränderungen als Chance für den Wald“ war vor dem Hintergrund der grundlegenden Veränderungen ausgeschrieben worden, die in den letzten Jahren im Bereich der Forstwirtschaft stattgefunden haben und noch andauern. Amden ist es gelungen, diese Veränderungen in mehrfacher Hinsicht als Chance zu nutzen. Dabei orientiert sich die Ortsgemeinde konsequent an den veränderten Ansprüchen an den Wald und an den möglichen Abgeltungen und Finanzhilfen.
Inhaltlich im Vordergrund stehen der Schutz der Bevölkerung vor Naturgefahren, insbesondere Lawinen, und die Förderung und Erhaltung der Artenvielfalt. Beides wird in der Öffentlichkeit nachgefragt und wird von Bund und Kanton unterstützt. Eigentliche Holzschläge für den Verkauf finden nur dann statt, wenn mindestens die Kosten gedeckt sind (dies betrifft ca. ein Drittel des in Amden nutzbaren Holzes).
Um das Dorf Amden vor Lawinen zu schützen, existieren seit den 1980er Jahren verschiedene Schutzwaldpflegeprojekte und es werden unter schwierigen Bedingungen Hochlagenaufforstungen durchgeführt. Oberhalb der Waldgrenze werden seit den 1940er Jahren ergänzend Lawinenverbauungen erstellt und unterhalten. Das Schutzwaldpflegeprojekt Amden-Weesen diente bereits als Pilotprojekt und Fallbeispiel für das von Bund und Gebirgswaldgruppe entwickelte Konzept “Nachhaltigkeit im Schutzwald” (NaiS). Damit liegt erstmalig eine moderne Methode zur Schutzwaldpflege vor, die es im Alpenraum noch nirgends sonst gibt.
Die Artenvielfalt wird durch den sorgfältigen Umgang mit den natürlichen Ressourcen erhalten und gefördert. Das Gemeindegebiet weist ein Moorschutzgebiet auf, die Wälder sind mehrheitlich naturnah aufgebaut und als Schwerpunktprojekt, in das in Zukunft noch verstärkt investiert werden wird, wird ein Sonderwaldreservat von 975ha Grösse für das bedrohte Auerhuhn eingerichtet, das hier noch in bemerkenswerten Beständen vorkommt. Dieses vorbildliche Projekt soll in enger Zusammenarbeit mit Spezialisten der Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) sowie der Vogelwarte Sempach umgesetzt werden. Auch ein weiteres besonderes Projekt wird wissenschaftlich begleitet: Auf einer längere Zeit stark genutzten Schafalp wurde im Jahr 2000 die Beweidung eingestellt, um den Wildtieren ihren natürlichen Lebensraum zurückzugeben und so möglichst den Verbiss im angrenzenden Wald zu reduzieren.
Der Forstbetrieb Amden ist weitgehend selbsttragend, wozu eine gute Ausbildung, ausgezeichnete Ortskenntnisse und ein persönliches Interesse jedes Einzelnen am Erfolg der beschlossenen Massnahmen beitragen. Die Ortsgemeinde nutzt die Chancen, die sich ihr mit der Pauschalabgeltung für erbrachte Leistungen ergeben. Dies erlaubt ihrem Forstbetrieb, durch effiziente Arbeit Restkosten zu reduzieren oder sogar einen Gewinn zu erwirtschaften.
Beispielhaft und wichtig ist zudem die enge Zusammenarbeit zwischen Ortsgemeinde und politischer Gemeinde, die drei Viertel der allfälligen Restkosten der Schutzwaldpflege übernimmt und die als Bauherrin die Lawinenverbauungsprojekte der Forstgruppe Amden überträgt.
Materialien zum Herunterladen
Laudatio
Die Laudatio von Prof. Peter Bachmann, Präsident des Kuratoriums für den Binding Waldpreis, anlässlich der Verleihung des Binding Waldpreises 2006 im Wenkenhof in Riehen/Basel. (PDF)
Festschrift
Zudem ist die Broschüre erschienen: “Veränderungen als Chance für den Wald – Burgemeinde Sumiswald”, illustriert, in deutscher Sprache, avec résumés en Français. Interessierte können die Broschüre bei der Stiftung bestellen oder hier herunterladen (PDF 5934 KB).